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FAQs - Häufig gestellte Fragen

Bestimmte Fragen tauchen im Zusammenhang mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in der Praxis immer wieder auf. Die häufigsten haben wir Ihnen mit den entsprechenden Antworten hier zusammengestellt.

Zu Morbus Crohn

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind Erkrankungen, die beide mit einer chronischen Entzündung der Darmwand einhergehen. Bei der Colitis ulcerosa spielt sich die Entzündung vor allem an der Schleimhaut ab. Bei Morbus Crohn durchdringt sie alle Wandschichten. Unterschiedlich ist auch das Befallsmuster: Bei der Colitis ulcerosa ist immer nur der Dickdarm entzündet. Die Entzündung steigt kontinuierlich vom After aufwärts. Morbus Crohn betrifft immer nur kurze Darmabschnitte, besonders häufig im Dünn- und Dickdarm. Vergleichbar ist das mit einzelnen maroden Pflastersteinen einer Straße. Die Erkrankung kann aber auch im gesamten Verdauungstrakt auftreten. Auch die Beschwerden sind verschieden: Häufig sind das bei der Colitis ulcerosa blutige Durchfälle, Schmerzen und Gewichtsverlust. Oft bilden sich Geschwüre auf der Darmschleimhaut. Komplikationen und Beschwerden außerhalb des Darms gibt es selten. Anders bei Morbus Crohn: Diese Erkrankung geht typischerweise mit wochenlangen schleimigen Durchfällen einher. Blut ist selten beigemischt. Betroffene haben heftige Bauchkrämpfe, meist im rechten Unterbauch. Typisch sind außerdem Schmerzen in Knie- oder Sprunggelenk, entzündliche Hautveränderungen oder chronische Müdigkeit. Es kann Komplikationen wie Fisteln, Abszesse und Stenosen geben, die Darmwände sind verdickt.

Beschwerden wie schleimig-wässrige Durchfälle und Bauchkrämpfe geben erste Hinweise auf Morbus Crohn. Zudem tastet der Magen-Darm-Spezialist den Bauchraum ab, sucht nach Druckschmerzen (typischerweise im rechten Unterbauch) und Verhärtungen als Zeichen einer verdickten Darmwand. Das Abtasten des Afters, das ebenfalls zur Untersuchung gehört, kann für einige Patienten unangenehm sein, ist aber wichtig, um zum Beispiel Fisteln und Fissuren aufzuspüren. Auch im Blut lassen sich typische Hinweise finden, wie zum Beispiel ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP), dessen Wert einen akuten Entzündungsprozess anzeigt. Besteht Morbus Crohn schon länger, können Betroffene Nährstoffe weniger gut aufnehmen. Die Folge ist ein Mangel an Folsäure, Vitamin D und Vitamin B12. Alle diese Anzeichen machen Morbus Crohn wahrscheinlich. Gesichert ist die Diagnose jedoch erst mithilfe einer Darmspiegelung, der Entnahme charakteristischer Gewebeveränderungen und der Untersuchung der verdächtigen Proben im Labor.

Seit Jahren forschen Wissenschaftler, ob Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung von einer speziellen Diät profitieren. Bis heute gibt es darauf keine Hinweise. Die Ernährung kann einen Krankheitsschub weder verhindern noch den Verlauf von Morbus Crohn beeinflussen. Eine leichte, vollwertige Kost mit viel frischem Gemüse und Fisch sowie wenig Fleisch und Wurst wird aber dennoch empfohlen. Sie steigert die Lebensqualität, verbessert den Allgemeinzustand und gewährleistet eine optimale Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, antientzündlichen Stoffen und wenig tierischen Fetten. Zudem geht die Erkrankung ohnehin oft mit Appetitlosigkeit und ungewolltem Gewichtsverlust einher. Patienten sollten daher mit Freude das essen, was sie mögen und was sie vertragen. Vorsicht ist beispielsweise geboten bei ballaststoffreichen Lebensmitteln. Sie können zusätzliche Blähungen verursachen. Durch den häufigen Durchfall verlieren Betroffene lebenswichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Lebensmittel, die reich an Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium sowie Vitamin B12, Folsäure und Vitamin D sind, können dem Mangel entgegenwirken. Ist der Nährstoffmangel stark ausgeprägt, kann eine Zeitlang eine sogenannte Trinknahrung helfen.

Bis heute weiß niemand, wie Morbus Crohn genau entsteht. Klar ist aber: Die Psyche allein erhöht nicht das Risiko für die CED. Wenn Morbus Crohn ausbricht, spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle. Bisher ist es keinem Wissenschaftler gelungen, in einer Studie überzeugend zu belegen, dass Menschen mit Morbus Crohn eine bestimmte Persönlichkeits- oder Konfliktstruktur haben. Dennoch macht die Krankheit einigen Betroffenen psychisch mehr zu schaffen als anderen. Es kann eine große seelische Belastung sein, nicht zu wissen, wann der nächste Schub kommt und wie stark die Schmerzen sein werden. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass ein belastendes Ereignis selbst in die nächste Krankheitsphase führt. Nicht selten entwickeln sich als Folge von Morbus Crohn daher Depressionen. Experten schätzen, dass das bei etwa jedem dritten Patienten der Fall ist. Andere Betroffene haben Ängste vor Schmerzen, Operationen oder dass sie nicht rechtzeitig eine öffentliche Toilette finden oder ihren Arbeitsplatz verlieren. Wer Anzeichen einer psychischen Überforderung oder seelischen Belastung spürt, sollte sich frühzeitig in eine psychologische Betreuung begeben. Im Gespräch mit einem Psychotherapeuten lässt sich die Krankheit besser verarbeiten, psychische Begleiterkrankungen behandeln und die eigene Freude am Leben wiedererlangen.

Morbus Crohn trifft Menschen oft in einer Lebensphase, in der Themen wie Partnerschaft, Zweisamkeit und Familiengründung eine große Rolle spielen. Viele Betroffene fragen sich, ob es mit einer CED überhaupt möglich ist, Kinder zu bekommen. Die Antwort ist eindeutig: Ja, auch mit Morbus Crohn kann ein Kinderwunsch Wirklichkeit werden. Im Vorfeld gibt es allerdings einige Punkte zu bedenken. Alle behandelnden Ärzte sollten über die Pläne zur Familiengründung informiert werden. Der Zeitpunkt einer (geplanten) Schwangerschaft sollte in eine beschwerdefreie Phase fallen. In dieser Situation ist die Fruchtbarkeit unbeeinträchtigt und der Schwangerschaftsverlauf verläuft meist komplikationslos. In enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgt die medikamentöse Behandlung über die gesamte Zeit. Wie die Schwangerschaft sich auf den Krankheitsverlauf auswirkt, ist individuell verschieden: Bei etwa einem Drittel der werdenden Mütter beeinflusst die Schwangerschaft die Erkrankung nicht, bei einem weiteren Drittel gibt es günstige Einflüsse auf den Krankheitsverlauf. Beim restlichen Drittel wirkt die Schwangerschaft eher negativ. Die gute Nachricht aber ist: Verläuft zu Beginn der Schwangerschaft alles positiv, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch die restlichen Monate über so bleibt.

Zu Colitis ulcerosa

Colitis ulcerosa taucht meistens erstmals im jungen Erwachsenenalter auf – und damit in einer Lebensphase, die für eine chronische Erkrankung untypisch erscheint. Nicht selten vermuten Betroffene daher, dass sie selbst verantwortlich für das Auftreten der Krankheit sein könnten. Sorgen Sie in diesem Punkt für Klarheit bei Ihren Patienten: Niemand ist schuld an einer Colitis ulcerosa. Bis heute ist nicht geklärt, wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen entstehen. Sicher ist nur, dass in der Regel mehrere Faktoren zusammenwirken. Forscher zählen dazu eine familiäre Veranlagung, Magen-Darm-Infekte, spezielle Nahrungsbestandteile, einen bestimmten Lebensstil sowie eine gestörte Schleimhautbarriere des Darms. Psychische Gründe wie Stress oder Angst sind zwar kein Auslöser für die Darmkrankheit – sie können einen akuten Krankheitsschub aber begünstigen.

Die Colitis ulcerosa ist eine launische Erkrankung: Mal flammt die chronische Entzündung auf und verursacht Beschwerden, mal sind Betroffene über Wochen, Monate oder sogar Jahre frei von Symptomen. Experten nennen diese beschwerdefreien Zeiten Remission. In einer Remission ist bei Colitis ulcerosa ein aktives Leben ohne Einschränkungen realistisch. Leider kann niemand vorhersagen, wie lange diese Phase anhält oder wie stark die Symptome im nächsten Schub sein werden. Das Auftreten und die Schwere der Schübe lassen sich also nicht direkt beeinflussen. Eine generell gesunde Lebensführung und die regelmäßige Einnahme der Medikamente erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit, dass die beschwerdefreien Phasen möglichst lange anhalten. Empfehlen Sie Ihren Patienten daher, die verordneten Medikamente unbedingt regelmäßig weiter einzunehmen, auch wenn die Colitis ulcerosa gerade unbemerkt bleibt.

Hier gibt es eine einfache Regel: Ihre Patienten sollten essen, was ihnen bekommt und schmeckt. Betroffene wissen am besten, welche Nahrungsmittel wie zubereitet sie am besten vertragen. Es existiert keine spezielle Colitis-Diät, denn es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, welche Lebensmittel die Erkrankung positiv beeinflussen könnten – weder für die beschwerdefreien Phasen noch für den Schub. In der akuten Krankheitsphase mit häufigen Durchfällen sollten Ihre Patienten aber darauf achten, dass sie genug Flüssigkeit und Elektrolyte zu sich nehmen. Nicht selten kommt es vor allem in einem schweren Schub zu Gewichtsverlust und der mangelnden Aufnahme von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Mit einer ausgewogenen, frischen und nahrhaften Kost können Ihre Patienten einer Fehlernährung am besten entgegenwirken. Dazu gehören hochwertige Fette wie natives Olivenöl oder Rapsöl, mageres Fleisch oder gegrillter oder dampfgegarter Fisch, viel Gemüse. Patienten sollten lieber Weißbrot statt ballaststoffreiches Vollkornbrot wählen und auf stark gewürztes, geräuchertes, gepökeltes oder fettes Fleisch, Sushi und Zuckeraustauschstoffe verzichten. Diese Ersatzstoffe kann der Darm nicht restlos aufnehmen, sodass Durchfall die häufige Folge ist.

Wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen wünschen sich auch Patienten mit Colitis ulcerosa sanfte Begleiter für die langfristige medikamentöse Therapie. Umfragen zufolge hat bereits jeder vierte Patient mit CED schon Erfahrungen mit Komplementärmedizin gemacht – ergänzend zur konventionellen Standardtherapie. Dazu zählen beispielsweise pflanzliche Medikamente, Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin (TCM) inklusive Akupunktur oder Naturheilverfahren bis hin zur Ordnungstherapie (Mind-Body-Therapie). Wissenschaftliche Studien, welche die Wirkung belegen, gibt es bisher nur vereinzelt. Bei Colitis ulcerosa empfehlen Experten vor allem Flohsamen, Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle, Weihrauch oder Heidelbeeren. Auch Akupunktur, Entspannungsverfahren und Homöopathie können zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass Patienten die verschiedenen Behandlungen mit allen Therapeuten (Gastroenterologe, Hausarzt, Heilpraktiker etc.) besprechen und abstimmen.

Für die Behandlung der Colitis ulcerosa steht heute eine Reihe von modernen Medikamenten bereit. Bei den meisten Patienten sind diese auch sehr wirksam, sodass eine Operation häufig nicht nötig ist. Ist die Krankheit aber so aktiv, dass sich die Beschwerden medikamentös nicht eindämmen lassen, kann die Operation ein Ausweg sein. Auch bei Kontraindikationen oder Komplikationen, Blutungen oder Narben schlagen Experten eine Operation vor. In lebensbedrohlichen Notfällen wie bei einem Darmverschluss oder Darmdurchbruch ist ein Eingriff unumgänglich. Während des Eingriffs entfernt der Operateur meist den gesamten Dickdarm und legt anschließend eine Verbindung zwischen dem Ende des Dünndarms und dem Darmausgang. Der Vorteil dieser Methode: Die normale Darmentleerung bleibt erhalten. Gelingt das nicht, legt der Chirurg einen künstlichen Darmausgang. Eine Operation bei Colitis ulcerosa sollte immer in einem Zentrum mit großer Erfahrung mit diesem Krankheitsbild durchgeführt werden.

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