Perianale Fisteln bei Morbus Crohn

Perianale Fisteln sind Verbindungsgänge zwischen Enddarm oder Analkanal und der perianalen Haut. Sie treten häufig als Komplikation der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn auf.1–3

Typische Symptome sind:1–3

  • Unkontrollierter Austritt von Eiter und/oder Stuhl über den Fistelgang
  • Fieber
  • Juckreiz
  • Nässen
  • Gelegentlich Bluten
  • Einschränkung der Kontinenz
  • Abszesse
  • Schmerzen

Die mit einem Fistelleiden einhergehende Symptomatik kann für Patient*innen sehr belastend sein und die Lebensqualität bedeutend einschränken.1–3

Ursachen

Neben einer überschießenden, fehlgeleiteten Immunantwort auf Bakterien oder Stuhlbestandteile ist bei der Krankheitsursache des Morbus Crohn in den letzten Jahren ein weiterer Aspekt in den Fokus gerückt: die so genannte Barrierestörung der Darmschleimhaut. Die Barriere des Darms schützt normalerweise vor krankhaften Einflüssen der Umwelt und vor Krankheitserregern. Sie besteht aus Zellen, einer Schleimschicht und löslichen Bestandteilen. Störungen dieser Darmbarriere und der Wundheilung der entzündeten Schleimhaut spielen bei der Entstehung perianaler Fisteln beim Morbus Crohn eine wichtige Rolle.4–6

Diagnose

Die Diagnose einer perianalen Fistel wird durch eine sorgfältige proktologische Untersuchung des Enddarms gestellt, oft ergänzt durch eine Ultraschalluntersuchung und/oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Perianale Fisteln lassen sich in einfache oder komplexe Fisteln einteilen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich des Verlaufs des Fistelgangs durch den Schließmuskel oder der Anzahl von Fistelöffnungen und/oder des Vorhandenseins von Abszessen. Die Mehrheit der perianalen Fisteln bei Morbus Crohn gilt als komplex. Sie sind oft schwer zu behandeln und sprechen nur schlecht auf medikamentöse Therapien an.1,3,7–9

Behandlung und Therapie

Komplexe perianale Fisteln bei Patient*innen mit Morbus Crohn werden zunächst mit Antibiotika, Immunsuppressiva und/oder Biologika/lmmunmodulatoren behandelt. Da sie nur selten durch eine rein medikamentöse Therapie ausheilen, ist in den meisten Fällen eine chirurgische Therapie notwendig.

Um die Aktivität des Morbus Crohn zu reduzieren und das Fistelleiden zu verbessern, kommen gezielt Biologika zum Einsatz. Sie sollen den entzündlichen Prozessen im Darm entgegenwirken. Vor der Biologika-Anwendung werden gemäß den Leitlinien häufig Immunsuppressiva eingesetzt. Antibiotika dienen bei der Behandlung von komplexen Fisteln der Abheilung etwaiger Abszesse und in Kombination mit Biologika können sie kurzfristig das Ansprechen verbessern. Des Weiteren stehen verschiedene chirurgische Methoden zur Behandlung komplexer crohnassoziierter Fisteln zur Verfügung: Fadendrainage (Seton), Fistelspaltung (Fistulotomie; nur bei einfachen Fisteln ohne Sphinkterbeteiligung), analer Fistelzapfen (Anal Fistula Plug), Injektion von mesenchymalen Stammzellen sowie das Ausschneiden der Fistel und anschließende Deckung mit einem Schleimhautlappen (Mucosa Flap).4,5,8–12 

Interdisziplinäre Teamarbeit

Die Diagnose und Behandlung von Patient*innen mit komplexen perianalen Fisteln bei Morbus Crohn erfordern eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gastroenterolog*innen,

Chirurg*innen/Koloproktolog*innen, Fachassistent*innen sowie Mediziner*innen weiterer Fachrichtungen.

Die Zuständigkeit der Gastroenterolog*innen umfasst vorrangig die medikamentöse Therapie des Morbus Crohn. Koloproktologische Chirurg*innen sind spezialisiert auf Erkrankungen des Darms sowie des Enddarms und führen die operative Therapie der perianalen Fistel durch. Für die bestmögliche Patient*innenversorgung erfolgt die Behandlung in enger Abstimmung von Gastroenterologie und koloproktologischer Chirurgie. Dieses interdisziplinäre Vorgehen entspricht den Empfehlungen von deutschen und europäischen Leitlinien.9,12,13

Allgemeines Ziel der Fisteltherapie ist neben Symptomfreiheit und dem Erhalt der Kontinenz eine Verbesserung der Lebensqualität für betroffene Patient*innen.8,14

  1. https://ced-kompass.at/dein-wissen/perianale-fisteln-bei-morbus-crohn/; zuletzt abgerufen am 14.09.2021.
  2. Schneider, M. et al. Swiss Medical Forum 2016; 16(42): 887–895.
  3. Sica, G. S. et al. World J Gastroenterol 2014; 20(37): 13205–13210.
  4. Panés, J. et al. Lancet 2016; 388(10051): 1281–90.
  5. Baumgart, D. C. and Sandborn, W. J. Lancet 2012; 380(9853): 1590–605.
  6. Siegmund, B. et al. J Crohns Colitis 2016; 10: 377–86.
  7. Sandborn, W. J. et al. Gastroenterology 2003; 125: 1508–1530.
  8. Joos, A. K. et al. Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2009; 3(4): 221–236.
  9. Preiß, J. C. et al. Z Gastroenterol 2014; 52: 1431–84.
  10. Singer, N. G. and Caplan, Al Annu Rev Pathol 2011; 6: 457–78.
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  12. Adamina et al., ECCO Guidelines on Therapeutics in Crohn‘s Disease: Surgical Treatment, Journal of Crohn‘s  and Colitis, 2020; 14(2): 155–168.
  13. Torres et al., ECCO Guidelines on Therapeutics in Crohn‘s Disease: Medical Treatment, Journal of Crohn‘s  and Colitis, 2020; 14(1): 4–22
  14. Jehle, E. C. Dtsch Med Wochenschr 2005; 130(34/35): 1969.

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