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Colitis ulcerosa – die weit verbreitete chronische Dickdarmentzündung

Colitis ulcerosa ist neben Morbus Crohn die wichtigste chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Die schubweise verlaufende Colitis ulcerosa kann den gesamten Dickdarm befallen und äußert sich vor allem mit blutigen Durchfällen sowie starkem Krankheitsgefühl. Die häufig bereits in jungen Jahren beginnende Darmentzündung beeinträchtigt das Alltags- und Berufsleben der Patienten oft und verursacht in der Folge umfangreiche Kosten für Arbeitsausfall und Frühverrentung.1

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn im Vergleich

 

Lokalisation

Colitis ulcerosa

Kann Kolon (Linksseitenkolitis oder ausgedehnte Kolitis mit Ausdehnung über die linke Flexur hinaus) und Rektum (Proktitis) betreffen1; nur sehr selten Befall des terminalen Illeums („Backwash-Ileitis“)2

Lokalisation

Morbus Crohn

Gesamter Gastrointestinaltrakt kann betroffen sein (Mund bis Anus)2

Klinik

  • Etwa 150.000 Personen in Deutschland sind an Colitis ulcerosa erkrankt.1

  • Colitis ulcerosa kann in jedem Lebensalter auftreten, doch sie beginnt oft in der Schulzeit oder während der Berufsausbildung.1

  • Die chronische Darmentzündung betrifft Männer und Frauen etwa gleich häufig.2

  • Die Colitis ulcerosa bleibt nicht nur auf den Darm beschränkt, als Systemerkrankung kann sie sich mit vielfältigen extraintestinalen Manifestationen äußern (z.B. muskuloskeletal, dermatologisch, okulär, hepatobiliär).2

  • Die primären Behandlungsziele bei Colitis ulcerosa sind das schnelle Erreichen einer klinischen Remission und die Erhaltung einer langfristigen steroidfreien klinischen und endoskopischen Remission.1

Pathogenese

Bisher konnte die Ätiologie der Colitis ulcerosa nicht vollständig geklärt werden. Vermutlich spielen bei der Krankheitsentstehung ein überaktives intestinales Immunsystem, Genetik sowie Umweltfaktoren eine Rolle.5

Ein wesentlicher pathophysiologischer Mechanismus für das Aufrechterhalten einer lokalen Entzündungsreaktion ist das Einwandern von Leukozyten aus den Gefäßen in das Gewebe. Hierfür ist das Zusammenspiel von Adhäsionsmolekülen auf dem Endothel und den Leukozyten von entscheidender Bedeutung. Eine zentrale Rolle nehmen hierbei die α4-Integrine als ein wichtiger Bestandteil von komplexen Adhäsionsmolekülen ein.10

Im Rahmen der chronischen Entzündungsaktivität im Darm kommt es bei Colitis ulcerosa wie auch bei Morbus Crohn u.a. zu einer Hochregulierung des Adhäsionsmoleküls MAdCAM-1 (mucosal vascular addressin cell adhesion molecule-1). Zudem wird das α4β7-Integrin auf den Gedächtnis-TZellen im Darm hochgradig exprimiert.10

Diagnose

Es gibt keinen spezifischen Test für die Morbus-Crohn- oder Colitis-ulcerosa-Diagnose. Die Diagnose Colitis ulcerosa soll auf Basis einer Kombination von Anamnese, klinischer Untersuchung und typischen laborchemischen, sonografischen, endoskopischen und histologischen Befunden gestellt werden. Eine rasche Diagnosesicherung inklusive Ausdehnung und Schweregrad des Schubes ermöglicht eine optimale Behandlungsstrategie. Insbesondere bei Zweifeln an der Diagnose muss die endoskopische und histopathologische Bestätigung durch eine erneute Endoskopie mit Histologiegewinnung erfolgen.

Während bei Kindern und Jugendlichen der Anteil der Patienten mit Colitis indeterminata bei etwa einem Fünftel liegen kann, kann bei einem Großteil der Patienten im Verlauf eine diagnostische Zuordnung zu Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn erfolgen.1

Die Colitis-assoziierte Kolonkarzinommortalität kann durch eine endoskopische Überwachung gesenkt werden. Daher soll bei allen Colitis-ulcerosa-Patienten unabhängig von der Krankheitsaktivität eine Kontrollkoloskopie zur Erfassung des Befallsmusters und Festlegung der weiteren Überwachungsstrategie spätestens acht Jahre nach der Erstmanifestation erfolgen.1

Klinisches Bild

Die in Schüben verlaufende chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa betrifft – bis auf die Sonderform Backwash-Ileitis – ausschließlich den Dickdarm.2

  • Die Symptome hängen von der Ausbreitung und der Schwere der Erkrankung ab.5 Es können u.a. folgende Symptome auftreten:3

    • Diarrhö (oft mit Blut oder Schleim)
    • Abdominale Schmerzen und Krämpfe
    • Rektale Schmerzen
    • Rektale Blutungen (Abgang geringer Blutmengen mit dem Stuhl)
    • Stuhldrang
    • Unfähigkeit zur Defäkation trotz Stuhldrang
    • Gewichtsverlust
    • Fatigue
    • Fieber
  • Starke Blutungen, toxisches Megakolon sowie Perforationen sind gefürchtete Komplikationen der schweren Colitis ulcerosa, die ggf. eine chirurgische Intervention erfordern.13

Zudem sind extraintestinale Begleiterkrankungen wie Gallen- und Nierensteine sowie nicht krankheitsspezifische Komplikationen wie Osteoporose und thromboembolische Komplikationen möglich.13

Krankheitsaktivität

 

Das Befallsmuster und die Krankheitsaktivität sind wichtig für die Wahl der geeigneten Therapie.

Therapie

Das therapeutische Vorgehen bei Colitis ulcerosa ist u.a. abhängig von Krankheitsaktivität, Schweregrad, Lokalisation, Ansprechen auf vorangegangene Therapien und individueller Situation des Patienten. Grundsätzlich sollten die Therapieoptionen individuell auf den Patienten abgestimmt sein und alle Vor- und Nachteile mit ihm besprochen werden.1

Ziele der Therapie bei Colitis ulcerosa sind genau wie bei Morbus Crohn die schnelle Induktion einer steroidfreien Remission und die Prävention von Komplikationen durch die Krankheit selbst und ihrer Behandlung.2

 

Wirkstoffgruppen:

  • Aminosalicylate

  • Kortikosteroide

  • klassische Immunsuppressiva (z. B. Azathioprin)

  • Biologika

    -Integrin-Antagonist

    -Zytokin-Inhibitor: TNFα-Antagonisten oder IL12/23-Antagonisten

  • JAK-Inhibitor

Therapie 

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