CED & Ernährung

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Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Darmgesundheit ist nachgewiesen.1 Unsere Ernährung hat mitunter Auswirkungen auf das Darmepithel und die Zusammensetzung der Mikrobiota – denn alles, was wir essen, landet letztlich im Darm und füttert dort unsere Darmbakterien.1 Die zunehmende Verbreitung der westlichen Lebensweise und die damit einhergehenden Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten – mit einer erhöhten Aufnahme von Proteinen und/oder Fetten bei zeitgleich niedrigem Anteil an Obst, Gemüse und Ballaststoffen – gilt als ein wesentlicher Faktor der steigenden Inzidenz chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED).2 Die Ernährung ist somit ein wichtiger Bestandteil der Therapie von CED.3

Grundsätzlich gilt:

Es gibt keine spezielle CED-Diät! Eine Grundregel besagt: Was nicht vertragen wird, wird vermieden. Dies kann je nach Patient*in und Krankheitsphase variieren, deshalb gilt:

Nichts ist grundsätzlich „erlaubt“ oder „verboten“.

Das Ernährungskonzept sollte sich immer am aktuellen Beschwerdebild ausrichten.4,5 Zu wissen, welche Lebensmittel in welcher Phase schlechter oder besser verträglich sind, hilft Ihren Patient*innen dabei, einen möglichst guten Ernährungszustand aufrechtzuerhalten, Mangelzustände zu vermeiden und Beschwerden zu lindern.

Die individuelle Ernährungstherapie sollte durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft begleitet werden.5 Gemäß der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) sollten alle CED-Patient*innen einmal im Jahr eine Diätberatung erhalten.6

Falls Sie in Ihrer Praxis oder Klinik keine Expert*innen und auch keine externen Ernährungsberater*innen haben, finden Sie hier entsprechende Kontaktmöglichkeiten:

Arbeitskreis Diätetik in der Allergologie

Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V.

Das Ernährungstagebuch

CED-Patient*innen reagieren ganz individuell und je nach Krankheitsphase auch anders auf einzelne Lebensmittel. Die Bedürfnisse und Reaktionen des Körpers auf einzelne Lebensmittel unterscheiden sich zum Teil erheblich. Um den Verlauf einer CED positiv beeinflussen zu können, müssen CED-Patient*innen verstärkt auf ihren Körper, dessen Bedürfnisse und Reaktionen achten. Ein sorgfältig geführtes Ernährungstagebuch ermöglicht schon nach kurzer Zeit ein besseres Verständnis für den eigenen Körper und die Verdauung und ist zudem die optimale Vorbereitung auf das Erstellen eines Ernährungsplans.7

Folgende Informationen sollten im Ernährungstagebuch nicht fehlen:7

  • Wann wurde gegessen/getrunken?
  • Was wurde gegessen/getrunken?
  • Erfolgte die Mahlzeit unter Stress oder in Ruhe?
  • Wann erfolgte der Stuhlgang?
  • Welche Konsistenz hatte der Stuhlgang?
  • Blähungen, Bauchschmerzen, Krämpfe – in welchem Abstand zur Mahlzeit traten sie auf?
  • Wie ist das generelle Wohlbefinden? 

Die CED Forum App kann Patient*innen in diesem Zusammenhang ebenfalls unterstützen. Mithilfe der Lebensmittelampel können Nahrungsmittel entsprechend der individuellen Verträglichkeit rot, gelb oder grün markiert werden. Somit können sich CED-Patient*innen mit der Zeit ein umfangreiches portables und vor allem individuelles Nachschlagewerk erstellen.

Allgemeine Empfehlungen – Ernährung in guten Zeiten

Bei dem Versuch, ihre Ernährung anzupassen, konzentrieren sich viele Patient*innen darauf, bestimmte Nahrungsmittel zu meiden, anstatt den Anteil an Nahrungsbestandteilen mit günstigeren Eigenschaften zu erhöhen.2 Dabei sollte der Ernährungsplan Ihrer Patient*innen abwechslungsreich, ausgewogen und individuell abgestimmt sein.4 
Im Prinzip eignen sich alle Vollkostformen für CED-Patient*innen. Empfohlen wird eine angepasste „leichte Vollkost“, die alle wichtigen Lebensmittelgruppen umschließt, aber individuell unverträgliche Lebensmittel ausschließt.5 Ballaststoffe und komplexe Kohlenhydrate sind bei der aufbauenden Zufuhr von Lebensmitteln besonders wichtig.4 

Beispiele für sanfte, qualitativ hochwertige Ballaststoffe:4

  • Gut verträgliche Gemüsesorten
  • Feine Blattsalate
  • Beerenobst
  • Gemahlene Nüsse und Ölsaaten
  • Sehr fein gemahlene Vollkornbrote
  • Knäckebrot
  • Haferflocken

Bei der Wahl der Lebensmittel sollte auf Frische und Qualität geachtet werden. Stark verarbeitete Produkte mit vielen Zusatzstoffen gehören bei CED nicht auf den Essensplan.4

Die Zubereitung von Lebensmitteln4

Wichtig ist Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln. Ganz besonders wichtig wird diese bei zeitgleicher Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten. Um ihren Organismus keinem zusätzlichen Stress und keinem Risiko auszusetzen, sollten CED-Patient*innen die Keim- und Bakterienbelastung möglichst gering halten.4 

Hygiene-Tipps für die Essenszubereitung:4
  • Arbeitsflächen heiß abwaschen
  • Lebensmittel nicht verderben lassen
  • Verwendung frischer Zutaten
  • Fleisch, Fisch und Geflügel immer gut durchgaren
Bei immunsuppressiver Medikation:
  • Vermeidung von Rohmilcherzeugnissen
  • Kein rohes Ei
  • Kein rohes Fleisch (z. B. Mett)
  • Verzicht auf Meeresfrüchte

Schonende und fettarme Zubereitungsmethoden erhalten nicht nur mehr Vitamine, sondern sind auch deutlich verträglicher für den Darm.4

Empfohlene Zubereitungsarten sind u. a.:4 
  • Kochen
  • Backen 

Allgemeine Empfehlungen – Ernährung in schwierigen Zeiten4

In akuten Schubphasen sollte auf leicht verdauliche, ballaststoffarme und fettarme Nahrung zurückgegriffen werden.4
Die Stärke und Lokalisation der Entzündung im Darm ist patient*innenindividuell sehr unterschiedlich. Sind z. B. große Teile des Dickdarms betroffen, kann es vermehrt zu starken Durchfällen und damit auch dem Verlust von Flüssigkeit, Eiweiß und Mineralstoffen kommen. Der Ernährungsplan sollte sich deshalb immer an den aktuellen individuellen Beschwerden und Bedürfnissen Ihrer CED-Patient*innen orientieren.4

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Maßnahmen bei akutem Durchfall:4

Mit der Flüssigkeit, die der Körper bei Durchfällen über den Darm verliert, gehen auch wichtige Mineralstoffe verloren. Einige Maßnahmen helfen dabei, zugeführte Flüssigkeit besser halten zu können:4

Zum Ausgleich des Flüssigkeitsbedarfs und der Mineralstoffversorgung: 

  • Gesalzene Brühe
  • Bananen oder Aprikosensaft im Verhältnis 1 – 3 mit stillem Wasser
  • Kommerzielle Produkte aus der Apotheke

Stopfend wirkende Teesorten mit Gerbstoffen: 

  • Schwacher Schwarztee
  • Brombeerblättertee
  • Heidelbeertee

Flüssigkeitsbindende Nahrungsmittel: 

  • Karottensuppe
  • Reisschleim
  • Geriebener Apfel – oxidiert

Cola und Salzstangen sind bei CED nicht geeignet!4

Hilfreiche Grundregeln bei Blähungen:4

  • Keine Kohlensäure 
  • Kein Zucker und keine Zuckeraustauschstoffe 
  • Langsam essen und Reden dabei vermeiden
  • Verdauungsspaziergang nach dem Essen
  • Liegen in Bauchlage, Wärme und entkrampfende Teesorten wie Anis, Fenchel, Kümmel

Lebensmittel, die vermieden werden sollten:4

Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln, frisches grobes Vollkornbrot, fettige Speisen, Geräuchertes, größere Mengen Rohkost

Unterstützende Materialien und Informationen

Zum Slidekit

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Zusätzliche Informationsmöglichkeiten bietet das Ernährungs-Slidekit von Takeda mit einer breitgefächerten Übersicht über ernährungsrelevante Fragen Ihrer Patient*innen. Die Folien basieren auf Ratgebern und Publikationen von Ökotropholog*innen, Gastroenterolog*innen und Fachärzt*innen der Ernährungsmedizin und können gezielt bei Fragen Ihrer Patient*innen eingesetzt werden.

Slidekit herunterladen

Ernährungsampel in der CED Forum App

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Die CED Forum APP bietet Ihren Patient*innen die Möglichkeit, auch im Alltag Hilfestellung im Bereich Ernährung zu erhalten. Mithilfe der integrierten Lebensmittelampel können sie individuell verträgliche Lebensmittel nach dem Ampelsystem bewerten und so ihr eigenes portables Nachschlagewerk erstellen.

Zur CED Forum App

  1. Witkowski, M. et al. Semin Immunopathol 2018; 40(2): 145–156.

  2. Schreiner, P. et al. Kompass Autoimmun 2020; 2: 96–103.

  3. Siegmann-Thoss, C. et al. Endo-Praxis 2019; 35: 83–89.

  4. Biller, G. Gut ernähren bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Thieme 2017; ISBN 978-3-13-240425-0.

  5. Hauner, H. et al. Aktuel Ernahrungsmed 2019; 44: 384–419.

  6. Bischoff, S. C. et al. Aktuel Ernahrungsmed 2014; 39: e72–e98.

  7. https://ced-kompass.at/dein-leben-mit-ced/ced-und-ernaehrung/ernaehrung…; zuletzt abgerufen am 01.09.2021.

  8. Biller-Nagel, G. und Schäfer, C. Gut essen – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. TRIAS 2021; 4. Auflage; ISBN 978-3-432-11397-5.

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