In den bundesweiten und regionalen Workshops wurde unter dem Aspekt interdisziplinärer Zusammenarbeit auch das Thema Schmerzmanagement diskutiert. So betonten alle Workshop-Leiterinnen, dass zwischen akutem Schmerz mit einem klaren Auslöser und chronifiziertem Schmerz, dem teilweise keine klare Ursache mehr zugeordnet werden kann, differenziert werden muss. Denn die beiden Schmerzarten unterscheiden sich deutlich im jeweiligen Therapieziel.
Bei einem „neuen“ Schmerz, beispielsweise nach einem operativen Eingriff wie oben geschildert, sei die kurzfristige Schmerzreduktion oberstes Ziel, damit sich der Schmerz erst gar nicht chronifizieren könne. Kürzere Liegedauer, eine schnelle Mobilisation und letztlich eine höhere Patient*innenzufriedenheit seien bei guter, wirksamer Schmerzmedikation realistische und wünschenswerte Ziele, so Sonja Koch.
Doch auch bei chronischen Erkrankungen, die immer wieder mit Schmerzen einhergehen, sei es wichtig, eher mit Schmerzmitteln gegenzusteuern und gegebenenfalls auftretende Nebenwirkungen zu behandeln als den Schmerz ohne Medikamente „auszusitzen“. Dies führe nämlich langfristig vielmehr zu einer Chronifizierung des Schmerzbildes. Im ersten Schritt, so ihre Empfehlung, sollten Behandler*innen im Rahmen einer detaillierten Schmerzanamnese eine Vertrauensbasis zu den Patient*innen aufbauen – so würden Empfehlungen meist deutlich konsequenter umgesetzt. Für eine umfangreiche Beratung sollten Patient*innen idealerweise ein Schmerztagebuch auf Basis der NRS#-Skala führen und auch dokumentieren, ob bereits Maßnahmen ergriffen werden. In diesem Zuge ergänzt sie auch, vielen Patient*innen sei gar nicht bewusst, dass NSAR bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gemieden werden sollten. In Rücksprache mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin werden folgend sowohl passende Schmerzmedikamente als auch deren eventuelle Nebenwirkungen besprochen. In regelmäßigen Abständen sollte der Behandlungserfolg reevaluiert und durch den*die Arzt*Ärztin gegebenenfalls angepasst werden.
Patient*innen, die komplementären Therapieformen offen gegenüberstehen, empfehlen Birgit Pöffel und Karin Menzel gern auch Maßnahmen und Aktivitäten wie beispielsweise Yoga, Autogenes Training, Akupunktur oder Massagen – aber auch soziale Medien und den Austausch in Selbsthilfegruppen. Denn vielen Patient*innen helfen diese ergänzenden Tipps in der Schmerzwahrnehmung und -bewältigung.